Wenn Theodore in HER das Zimmer betritt, gehen die Lampen von selbst an. Das ist auch bei uns schon seit vielen Jahren durch Bewegungsmelder möglich. Das „Internet der Dinge“, auch genannt „Pervasive Computing“ (dt.: durchdringende Computertechnologien), „vernetzte Umgebungen“ oder „smart living“ verfolgt ambitioniertere Ziele: Alltagsgegenstände werden mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet und sollen über das Internet oder lokale Netzwerke Informationen und Steuerungsbefehle austauschen können. Über so genannte RFID-Tags (engl. Radio Frequency Identification), winzig kleine Funkchips, können beliebige Gegenstände online identifizierbar und lokalisierbar gemacht werden. Mit Sensoren, Datenspeicher und Kommunikationstechnik ausgestattet, entwickeln sie sich zu nahezu „intelligenten Objekten“ (engl. „smart objects“): Sie können ihre Umgebung wahrnehmen, über Funk oder Kabel mit anderen Objekten kommunizieren und selbst Aktionen auslösen.
So lernen zum Beispiel Thermostate nach und nach, wann sie sich wie einstellen sollen, erkennen durch Sensoren, ob sich jemand in der Umgebung befindet oder ändern ihre Einstellungen anhand der Wetterprognosen im Internet. Unter anderem über das Smartphone lassen sich solche Geräte auch aus der Ferne steuern und die gesammelten Daten können zum Beispiel über Apps oder über den Browser ausgewertet werden. Neben Produkten, die im Alltag für mehr Lebenskomfort, Sicherheit und Effizienz sorgen sollen, werden aber auch Life-Style-Produkte mit Sensorik und Internetzugang ausgestattet – allen voran die so genannten „Wearables“ (übersetzt etwa „am Körper zu tragende“). Dazu gehören zum Beispiel die so genannten Fitness-Tracker, die, einer BITKOMStudie zum Thema „Consumer Electronics“ zufolge, 2013 bereits von knapp neun Millionen Deutschen genutzt wurden. Dabei handelt es sich meistens um Armbänder oder Uhren (Smartwatches), die mit Sensoren ausgestattet sind und über Bluetooth zum Beispiel mit dem Smartphone oder dem Tablet verbunden werden können. Die Tracker zeichnen, je nach Modell und mehr oder weniger automatisch, zurückgelegte Schritte und erklommene Treppenstufen auf, speichern den Kalorienverbrauch, das Schlafverhalten oder gar die verwendeten Verkehrsmittel und sozialen Interaktionen. Über eine App werden die gesammelten Daten in Form von Grafiken aufbereitet und können mit anderen Nutzer/innen geteilt oder verglichen werden. Auf Wunsch macht das Programm Vorschläge zur Selbstverbesserung – mehr Bewegung zum Beispiel oder gesündere Ernährung – und erinnert daran mit Vibrationsalarm. Auch Datenbrillen wie die Google Glass, die im Rahmen einen Miniaturcomputer enthalten, gehören zu den „Wearables“. Dem Ohrstöpsel, über den Theodore in HER mit seinem Betriebssystem kommuniziert, kommen die kabellosen Kopfhörer von Bragi, die gerade auf dem Markt erscheinen, am nächsten: Sie zeichnen neben der Schrittfrequenz oder der zurückgelegten Entfernung biometrische Daten wie Herzschlag, Körpertemperatur und Sauerstoffsättigung auf, können aber auch Musik abspielen und Anrufe annehmen.
Unter anderem in der Initiativen
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„Wearable Computing“ (tragbare Datenverarbeitung) heißt der Forschungszweig, in dem man sich mit den Möglichkeiten, aber auch mit den Konsequenzen der Nutzung tragbarer Computersysteme auseinandersetzt. In Deutschland gibt es unter anderem am „Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik“ (TZI) der Universität Bremen eine Forschungsgruppe „Wearable Computing“ www.tzi.de/index.php?id=246, an der ETH Zürich forscht man im „Wearable Computing Lab“ www.wearable.ethz.ch.
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Das ist ja alles ganz praktisch, aber...
Je weiter das „Internet der Dinge“ in unseren Alltag und an unseren Körper vordringt, umso lauter werden – vor allem vor dem Hintergrund der Abhörpraxis von Geheimdiensten – auch die Bedenken von Kritiker/innen. Weltweit liefern Milliarden von Sensoren eine Unmenge an Daten. Alleine in einem Smartphone befinden sich mehr als 20 unterschiedliche Sensoren. Immer häufiger werden die Daten nicht nur auf dem eigenen Computer, sondern auch in sogenannten Datenwolken (Clouds) online gespeichert. Jede Technik, die an das Internet angeschlossen ist, birgt auch die Gefahr, dass sich Unbefugte über Sicherheitslücken Zugang zu den Geräten selbst oder zu den durch sie erhobenen Daten beschaffen. Kritische Stimmen weisen auf die komplexen Nutzerprofile hin, die anhand der gesammelten Daten über das Alltagsverhalten oder die gesundheitliche Verfassung der Nutzer/innen erstellt und von Interessierten – zum Beispiel Werbefirmen oder Krankenkassen – ausgewertet werden könnten. Dabei gilt: Je vernetzter und umfassender die gesammelten Daten, umso detaillierter die Profile, in Anbetracht der gegenwärtig üblichen Vorratsdatenspeicherung auch für bereits vergangene Handlungen. Ebenso könnten aufgrund der Lokalisierbarkeit der integrierten RFID-Chips detaillierte Bewegungsprofile erstellt und, zum Beispiel von Regierungen, „außergewöhnliche Verhaltensweisen“ registriert werden. Juristisch scheint in vielen Fällen nicht eindeutig zu sein, wem all diese Daten gehören, die beispielsweise von Fitnesstrackern erhoben werden. Deshalb werden hier zum Beispiel von Verbraucherschützer/innen besonders eindeutige und klar verständliche Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien gefordert. Gleichzeitig gibt es eine öffentliche Debatte darüber, welche Technik überhaupt gesellschaftlich erwünscht ist und wozu all die gesammelten Daten von Nutzen sein sollen.