Disconnect, USA 2012, Weltkino Filmverleih
  • Originaltitel

    Disconnect

  • Regie

    Henry-Alex Rubin

  • Buch

    Andrew Stern

  • Darsteller/innen

    Alexander Skarsgård, Jason Bateman, Hope Davis, Jonah Bobo, Paula Patton

  • Land / Jahr

    USA 2012

  • Länge

    115 Min

  • Format

    digital, Farbe

  • FSK

    ab 12 Jahre

  • Sprachfassung

    deutsche Fassung

  • Kinostart

    30.01.2014

  • Verleih

    Weltkino Filmverleih

  • Festivals

    Internationale Filmfestspiele Venedig 2012, Toronto International Film Festival 2012

 
Infobox Disconnect
 

Inhalt

Längst ist die Kommunikation über das Internet und die neuen Medien allgegenwärtig und alltäglich geworden. Ihre Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft bleiben jedoch nicht absehbar und unkontrollierbar. Der Episodenfilm DISCONNECT greift diese Widersprüchlichkeit auf und zeigt, wie die digitale Kommunikation Menschen ebenso verbindet wie trennt. In drei parallel verlaufenden Handlungssträngen vernetzt der Regisseur Henry-Alex Rubin dabei die Schicksale unterschiedlicher Menschen: Nina Dunham, eine eifrige Journalistin, stößt bei ihren Recherchen für eine TV-Reportage auf den Minderjährigen Kyle, der sich in einem Pornochat für Erwachsene sein Geld verdient. Was zunächst nach einer großen Story aussieht, entgleitet der ambitionierten Reporterin schon bald. Auch bei Ben gerät das Leben aus dem Gleichgewicht. Als der einsame Teenager über ein falsches facebook-Profil dazu verleitet wird, ein Nacktfoto von sich ins Internet zu stellen, wird er zum Spott der ganzen Schule. Allein gelassen von seinen Eltern, kann er dem Druck nicht mehr standhalten. Und dann sind da noch Cindy und Derek, deren Leben vom Tod ihres Babys gezeichnet ist. Während Cindy in Selbsthilfeportalen Zuflucht sucht, findet Derek beim Online-Poker Halt. Erst als ihre Kreditkartendaten geklaut werden, schauen die beiden der Realität ins Auge. So verschieden die einzelnen Geschichten, so verwandt sind ihre Kontexte. Digitale Welten prallen auf reale Welten. Was zu Beginn nebeneinander läuft, ist bald nicht mehr voneinander zu trennen. Und so stehen scheinhafte online- Verbindungen zunehmend wahrhaften offline- Verbindungen gegenüber.

 

Umsetzung

Mit seinem Spielfilmdebüt schafft Rubin ein überzeugendes Zeitzeugnis einer Welt der globalen Vernetzung und der lokalen Vereinzelung, das im Narrativen wie im Ästhetischen mit dem Widerspruch aus Verbindung und Distanzierung spielt. Durch die Einstiege in Sequenzen über Großaufnahmen von Bildschirmen, Smartphones und Tablets scheinen die einzelnen Handlungsstränge wie durch ein unsichtbares, aber dichtes Netz miteinander verbunden. So entgeht dem Zuschauer beinahe, dass die parallel montierten Geschichten untereinander nur wenige Berührungspunkte aufweisen und sogar in sich erst dann verknüpft werden, wenn nicht mehr flatscreens und interfaces zwischen den Figuren stehen, sondern sich konkrete Begegnungen ergeben.

Die Atmosphäre, die der ehemalige Dokumentarfilmer Rubin damit erzeugt, lebt von einer starken Authentizität, die sich mit der Brisanz eines Thrillers verbindet. Und so ist DISCONNECT kein plakativer, belehrender, sondern ein bewegender Film, der die Betrachter/innen mit Fragen konfrontiert, die auch im außerfilmischen Raum noch nachhallen. Nicht unbedingt, weil all das so neu ist, sondern gerade weil all das so vertraut ist.

 

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Bestimmt aber unaufdringlich beschreibt DISCONNECT die Dimensionen der digitalen Kommunikation und lädt die Zuschauer/innen dazu ein, sich ungezwungen mit dem Paradox des Digitalen auseinanderzusetzen. Aus was besteht das Verbindende einer Internet-Verbindung eigentlich? Wird nicht schnell ausgeschlossen, wer (mal) nicht online ist? Oder andersrum: Schließt uns die digitale Welt nicht von der Offline-Welt aus? Nimmt man den Titel des Films als Ausgangspunkt für Reflexionsprozesse, drängen sich vielschichtige Fragen auf, ändern Wörter wie Anschluss, Zugang oder Beziehung plötzlich ihren Gehalt, verschieben sich die Perspektiven auf unsere Alltagshandlungen. DISCONNECT bedeutet hier nicht nur das Fehlen einer narrativen Verbindung zwischen den bildlich eng vernetzten Sequenzen oder die zeit-räumliche Trennung zwischen denjenigen, die sich über die neuen Medien eng vernetzt wähnen. Es geht auch um die Veränderung sozialer Strukturen, die die Menschen ändern, um die Dysfunktion von Kommunikation und die verlorengegangene Verbindung zu menschlichen Bedürfnissen. Indem der Film das Trennende der weitreichenden Verbindung „Internet“ thematisiert, verbindet er die unterschiedlichsten Aspekte und Perspektiven: Chancen und Risiken der neuen Technologien, das Aufeinanderprallen nicht kompatibler Identitäten, Macht und Machtmissbrauch oder die Gratwanderung zwischen Opfer- und Täterstatus.

    

                                                                                                                                          nächster Text