Hacker © Edition Salzgeber 2010
  • Regie

    Alexander Biedermann

  • Buch

    Alexander Biedermann, Matt Sweetwood

  • Darsteller/innen

    Steffen Wernéry, Reinhard Schrutzki, Marcell Dietl, Paul Ziegler, Marko Rogge

  • Land / Jahr

    Deutschland 2010

  • Länge

    79 min

  • Format

    DigiBeta, PAL

  • FSK

    ohne Altersbeschränkung

  • Sprachfassung

    deutsche Fassung

  • Kinostart

    18. November 2010

  • Verleih

    Salzgeber & Co. Medien GmbH

 
 

Inhalt

Am Abend des 19. Novembers 1984 finden Steffen Wernéry und Wau Holland eine Lücke im Btx-System, durch die sie 135.000 DM von der Hamburger Sparkasse auf das Konto ihres Hackervereins transferieren. Am nächsten Tag überweisen sie das Geld öffentlichkeitswirksam zurück. Der „Btx-Hack“ wird zum historischen Ausgangspunkt des deutschen Hackertums. Alexander Biedermann geht in seinem Film „Hacker“ einer Szene nach, die zumeist im Verborgenen agiert. Für den Dokumentarfilm jedoch treten fünf Hacker aus verschiedenen Generationen und unterschiedlichen subkulturellen Nischen „ans Tageslicht“- u.a. die Mitbegründer des Chaos Computer Clubs Steffen Wernéry und Reinhard Schrutzki. Der Film ergründet, welche Motive die fünf Hacker möglicherweise eint und wie sich die „Hacker-Ethik“ und ursprünglichen Visionen, die etwa den Chaos Computer Club prägten, gewandelt haben. Während sich die frühen Hacker als Entdecker und Kreative verstanden, die gesellschaftspolitische Ziele verfolgten, scheinen im Laufe der Zeit Geld, Ruhm und Zerstörungslust in den Vordergrund getreten zu sein -  so bemängeln es jedenfalls die Pioniere der ersten Stunde. Tatsächlich entstehen jährlich Milliardenschäden durch Würmer und Viren. Doch auch Hacker der neuen Generation betonen ihr moralisches Bewusstsein und setzen ihre Fähigkeiten zur Schadensvermeidung ein.     

 

Umsetzung

In wechselndem Rhythmus kommen die fünf verschiedenen Hacker zu Wort: Steffen Wernéry, früherer Pressesprecher des Chaos Computer Clubs (CCC), der sich nach einer Haftstrafe Ende der achtziger Jahre desillusioniert in seine eigene Welt zurückgezogen zu haben scheint, Reinhard Schrutzki, ebenfalls CCC-Veteran und heutzutage Ingenieur für Tsunami-Frühwarnsysteme, Paul Ziegler, der seit seinem Schulabschluss versucht in Japan Fuß zu fassen , Marcell Dietl, der sich selbst zur „Viren-Untergrund-Szene“ zählt und Marko Rogge, der Seminare zum Thema gibt. Ausschnitte aus alten Fernsehberichten und Szenen, die die Protagonisten in ihrem aktuellen alltäglichen Umfeld zeigen,– etwa bei ihrer Arbeit, beim Dating oder bei einem Konzert, – tragen zu ihrer Charakterisierung bei. Eingestreute Landschaftsbilder und Stadtpanoramen wirken zudem wie „Seelenbilder“ und erscheinen als Kontrast zu der Welt der Zahlen. Diese versucht der Film darzustellen, indem er konkrete Bilder in abstrakten Formen und Farben aufgehen lässt. Spannungsgeladene, manchmal unheilvoll wirkende Musik prägt zudem die Grundatmosphäre des Films. 

 

Anknüpfungspunkt für die pädagogische Arbeit

Ohne das potentiell Zerstörerische, Kriminelle oder auch nur schlicht Egozentrisch-Verspielte des Hackermilieus auszublenden, beschäftigt sich HACKER mit den positiven, kreativen, beinahe künstlerischen Seiten einer ungewöhnlichen „Berufssparte“ oder besser einer „Lebenshaltung“ (wie sie im Film einmal bezeichnet wird) und thematisiert Aspekte von aktueller Bedeutung: Der Wunsch nach einer Demokratisierung des Informationszugangs und nach Transparenz und Unabhängigkeit von staatlicher Kontrolle. Als Kern einer ursprünglichen Philosophie sind diese Wünsche auch in gegenwärtigen Diskussionen und Forderungen, wie sie etwa von der Piratenpartei vertreten werden, zu finden. Beinahe alle portraitierten Hacker haben ihre Erfahrungen mit dem Verfassungsschutz und mit Ermittlungsbehörden gemacht, wodurch sich der Film zudem mit Themen wie Datensicherheit und dem Schutz der Privatsphäre beschäftigt. Auch diese Aspekte sind von aktueller Brisanz, bedenkt man etwa die durch Edward Snowden aufgedeckte Überwachung des globalen Datenverkehrs durch amerikanische Geheimdienste. Der Film zeigt: Hacker können eine Instanz bilden, die ein Gegengewicht zu Regierungen oder mächtigen Unternehmen darstellt. Aber ihre  Fähigkeiten können auch von essentiellem Nutzen sein, etwa wenn sie sie  in den Dienst der IT-Sicherheit stellen. So wird klar, dass in der heutigen Welt unseres „digitalen Wir’s“, Wissens und Wirtschaftens Hacker eine immer zentralere Rolle spielen.